Um das ganz klar zu sagen: Ich halte überhaupt nichts davon, Beiträge mit „Um das ganz klar zu sagen“ einzuleiten. Ich mache hier aber mal eine Ausnahme. Ausnahmsweise.
Um das ganz klar zu sagen: Die BILD-Zeitung ist das Papier gewordene Böse, und ich bekomme ganz fiese stechende Kopfschmerzen nebst plötzlich aufwallender Übelkeit, wenn ich auch nur deren Titelschlagzeile versehentlich irgendwo lesen. Wer an der heuchlerischen, widerwärtigen, scheinkritischen „Ihre Meinung zu BILD“-Kampagne teilnimmt, hätte meinen Respekt vollständig verloren, wenn daran schon mal jemand teilgenommen hätte, den ich respektiere.
„Wir sind Helden“ hingegen und insbesondere ihre Sängerin Judith Holofernes fand ich immer vage sympathisch, und ihre Musik höre ich auch gerne. Ich habe sogar deren erstes Album gekauft.
Trotzdem gefällt mir ihre derzeit im Netz kursierende Antwort auf die Anfrage der Agentur Jung von Matt zur Teilnahme an der Kampagne nicht, und die Begeisterung, die ihr dafür allgemein entgegenschlägt, ist mindestens überzogen, um den Begriff „[Hier stand ein überflüssiger sexistischer Mistbegriff, den ich deshalb nachträglich entfernt habe.]“ zu vermeiden. Wenn Leute Sachen sagen wie: „Endlich wagt mal einer, es auszusprechen“ kann mit dem Ausgesprochenen in aller Regel schon irgendwas nicht mehr stimmen.
So auch hier.
Der Einstieg sagt mir durchaus noch zu. „Ich glaub, es hackt.“ Das hat Schwung, das hat Stil, das kann man so machen. Und auch was danach kommt, ist erst einmal humorig geschrieben und durchaus treffend. Aber dann kommt der Schluss, und den mag ich gar nicht:
„Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.“
Für mich ist das nichts als sinnlos dahingefaselter Bullshit, in seiner verschwörungstheoriehaften Vorwurfshaltung so unsympathisch und unbescheiden, dass ich gar nicht genau weiß, ob ich einigermaßen auf den Punkt bringen kann, was genau mich daran stört.
Warum muss Frau Holofernes hier betonen, sie habe studiert, und zwar „mit der Hälfte von euch“, und dass sie weiß, was „ihr“ da lernt? Glaubt sie im Ernst, dass man irgendwas studiert haben muss, um schon mal den Spruch mit dem Medium und der Botschaft gehört zu haben? Und wie meint sie das überhaupt? Das Medium sind in diesem Fall Plakate. Was für eine Botschaft sind Plakate? Oder meint sie die BILD-Zeitung? Die ist zwar ein Medium, aber nicht in dieser Kampagne, da ist sie die Botschaft, aber das kann sie nicht meinen. Und wer ist überhaupt „euch“? Die Mitarbeiter der Agentur Jung von Matt? Die geheime Weltverschwörung der Marketingisten, die kein hehreres Ziel hat, als uns alle mit ihren subtilen manipulativen Botschaften zu versklaven? Ist Frau Holofernes wohl sehr stolz darauf, durchschaut zu haben, dass eine BILD-Werbekampagne Werbung für die BILD macht?
Ich bin nicht sicher, ob ich zu Recht so viel Blödsinn aus diesen zwei Sätzen herauslese. Kommt euch das auch so vor, oder liegt es doch an mir? Bin ich überkritisch?
Und auch ihre Beschreibung der BILD-Zeitung als „ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.“ mag ich nicht. Natürlich heizt das peinliche Blatt vorhandene studipde Ressentiments und Grundstimmungen an, fährt Kampagnen, schreibt Menschen runter und rauf. Unbestritten. Aber dass es Deutschland „macht“, das zu behaupten ist die gleiche unsinnige Übertreibung und [Hier stand ein überflüssiger sexistischer Mistbegriff, den ich deshalb nachträglich entfernt habe.], der sich auch das Pressegeschwür bedient, das Frau Holofernes kritisieren will. Und der Zusatz „mit einer Agenda“ soll wohl bedeutungsschwanger böse klingen, wirkt aber einfach nur albern, denn wer macht schon was ohne „Agenda“, und was ist falsch daran, eine zu haben?
Der Schlussatz – der vom Anfang – ist dann schon wieder schön, aber das rettet auch nichts mehr. Sie hätte es bei diesem Satz belassen sollen, oder sich vielleicht einfach Christian Gottschalk anschließen, der sich auch eine klare Meinung geBILDet hat.
Ich hatte heftiges Zehennägelkräuseln genau an der selben Stelle wie du, aber bei mir überwiegt klar die Sympathie mit Aussage, Stil und Frau, deshalb würde meine Gesamtbewertung besser ausfallen.
.. und nach Klicken auf den Link muß ich noch hinzufügen, ich finde die Gottschlk’sche Lösung auch noch etwas, äh, prägnanter *freu*
Ja, das könnte man herauslesen, wenn man wollte. Aber lohnt es sich? Es ging ihr aber offensichtlich darum, ein unmissverständliches „Nein“ abzuliefern. Das alleine ist schon erheblich mehr, als man von 99% aller sogenannten Promis erwarten könnte.
Deine Kritik an dem Text trifft schon den einen oder anderen Punkt, aber hätte man es nicht etwas freundlicher formulieren können? Immerhin steht man doch auf auf derselben Seite…
Für mich klingt der Text eher nach „mit glühender Feder“ geschrieben. Da leidet dann manchmal der Stil, aber die Tendenz ist gut.
Einzig die Koketterie dieser Judith geht mir etwas auf den Zwirn. Wäre sie denn wohl angesprochen worden, wenn sie Otto-Normal-Jule wäre…???
Und habe ich das in einer Talkshow richtig gehört? „…die neuen Fans, welche nun zu ihrer Band überlaufen sollen lieber ihre Schallplatten verbrennen, wenn sie dafür NICHT die Bild kaufen/lesen…!“
Also, ignoranter kann man für sich und seine ‚Sache‘ wohl kaum Werbung machen..:!
Und eben deswegen hätte sie es bei einem schlichten, leisen NEIN belassen sollen und nicht noch so dermassen öffentlich über dieses ‚Blatt‘ ätzen. Aber da ist denn wohl doch noch etwas von ihrem abgebrochenen Werbe-Studium übrig geblieben 😦
Gaaaaanz schlechter Stil
PS.: lese selber NICHT die Bild; da bleibe ich lieber ungeBILDet 😉
So, jetzt habe ich erstmal den Text von Holofernes auf die Anfrage gelesen und muss sagen: Jetzt liebe ich diese Frau! Mal sehen, ob Du mir das kaputtmachen kannst … 😉
Damn it: Du spießt das Richtige auf!
An solchen stellen fange ich in der Regel an, großzügig über den Text zu schweifen. Aber es ist richtig: Das ist Käse.
Nimmt dem Ganzen leider ein wenig die kritische Wucht.
Aber ist trotzdem noch sehr, sehr schön.
@Rudi: „Wäre sie denn wohl angesprochen worden, wenn sie Otto-Normal-Jule wäre…???“
Natürlich nicht. Prominente werden aufgrund ihrer Prominenz angesprochen.
Hätte sie nur geschrieben: „Ich glaub, es hackt“, hätte ich ihren offenen Brief angemessen und gut gefunden. So wirkt er wie der Text einer Zwölftkläßlerin, Leistungsfach Gemeinschaftskunde. Es ist doch wirklich keine mutige Großtat, die „Bild“-Zeitung öffentlich doof zu finden. Vor allem, wenn es keine Überschneidungen zwischen eigener Zielgruppe und „Bild“-Leserschaft gibt.
Den offenen Brief hatte ich gedanklich unter Eigenwerbung abgelegt, ganz nett gemacht, und offensichtlich wirksam. In der Talkshow fand ich sie ziemlich daneben, das wirkte alles so aufgesetzt. Den Spruch mit dem Platten verbrennen habe ich nicht mal kapiert, da erschließt sich mir einfach nicht der Sinn. Vielleicht muss man dafür ja Werbung anstudiert haben. Ich bin aber auch sowieso nicht Zielgruppe, weder – noch.
@Guinan: Da bin ich mal wieder nachsichtiger und denke, dass in einer Talkshow nicht alles druckreif und sinnvoll ist. Ich habe mir gedacht, wie ich wohl auf diesen Einwurf von Henssler reagiert hatte, der nur dumpf den Vorwurf herausstammelte, auch das Wehren gegen Werbung sei Werbung, „knick-knack“. Nur mal für einen Augenblick angenommen, sie ist wirklich empört und sauer auf die Bild, solch eine blinde Attacke muss einen nerven. Und mir fällt bei solchen Angriffen auf mich oft wegen des Ärgers auch nicht viel Eloquentes ein.
@Dietmar: Stimmt. Wahrscheinlich reagiere ich auf Talkshows einfach reflexartig genervt. Den Spruch von Henssler habe ich gar nicht mitbekommen, ich schaue immer nur nebenbei.
Sie vermarktet ihren Ärger aber recht geschickt. Ist ja auch gut so, es geht nichts über gute Werbung.
Vielen Dank für die Kommentare!
Ich hatte nun Gelegenheit, auch noch mal eine Weile darüber nachzudenken und bin zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass ich schon ein bisschen überreagiert habe. Lag sicher auch an dem reflexhaften Gejubel Dritter, das bei mir wiederum einen Gegenreflex ausgelöst hat.
Zu meiner Kritik stehe ich inhaltlich noch komplett, aber ich habe handwerkliche Fehler… Nein, Verzeihung, falscher Text: Die Gesamtbewertung würde ich heute wahrscheinlich auch etwas freundlicher formulieren.
Insbesondere finde ich übrigens den (von mir auch nicht erhobenen) Vorwurf, das Ganze würde ja auch dem „Wir sind Helden“-Marketing dienen, eher sinnlos. Was wäre verwerflich daran, wenn es so wäre? Was ist denn Werbung anderes als eine Form von Kommunikation? Wenn Frau Holofernes‘ Meinung nun einmal vorteilhaft wirkt, warum nicht?
Nur das Ganze als Akt der Zivilcourage darzustellen, ist natürlich albern. Hatte Tim aber auch schon geschrieben.
@ Dietmar:
…eben; drum…
Man muss mit der sog. Prominenz nur umgehen können…:-(
Judith ist doch auch OHNE Bild bekannt genug, oder??? Aber ich wollte hier natürlich auch nicht den Fans dieser Truppe auf die Füsse treten.
Ich reagiere nur sehr allergisch auf solch‘ ungefragte Gut-Menschen-Kritik. Soll jeder Mensch doch selber entscheiden, was er liest, oder?????????
@Muriel: Deine Kritik kann ich nachvollziehen und ich bin auch nicht der Meinung das du sie hättest abschwächen sollen.
Allerdings finde ich es nicht toll wenn jetzt an vielen Ecken geschrieben wird das Sie sich das hätte schänken können, ein Nein hätte es auch getan.
Ich finde es gut das sie klar, wenn auch nicht so durchdacht und mit einem leicht selbstgefälligen Unterton, gegen die Bild Stellung bezieht.
Weil eben so wenige eine klare Position gegen die Bildzeitung beziehen, finde ich es wichtig das es jemand macht. Für die Meinung eines Otto-Normal (wie mich) interessiert sich doch in der Öffentlichkeit kein Mensch. Deswegen fand ich den offenen Brief in seiner nicht perfekten Art erfrischend, aufbauend und ehrlich.
@Rudi: Ich fürchte, ich verstehe Deinen Standpunkt nicht.
„Ich reagiere nur sehr allergisch auf solch’ ungefragte Gut-Menschen-Kritik.“
Ich reagiere allergisch auf Pauschalisierungen ohne inhaltliche Aussage.
„Soll jeder Mensch doch selber entscheiden, was er liest, oder?????????“
Die Zahl der Fragezeichen ist ja nicht Geschmackssache, sondern soll wohl bedeuten, dass Du meinst, jeder solle selbst entscheiden, was er lese. Easy point. Das ist natürlich so. Und das soll jetzt heißen, dass man nicht kritisieren darf?
@Rudi: Übrigens kann man (habe ich ja auch) an Frau Holofernes‘ Kritik einiges kritisieren, aber wohl kaum, dass sie ungefragt gewesen wäre. Im Gegenteil.
Ja Leute, was denn nun?
Soll sie, soll sie nicht, oder soll sie nur ein bischen kritisieren?
Das war ein ‚Ding‘ zwischen ihr und der Bild!
Die Bild (oder sonstwer) hat bestimmt nicht darum gebeten, nun ein öffentliches gemachtes Donnerpamphlet als Antwort auf eine Zusammenarbeit zu bekommen.
DAS nenne ich ungefragt!
Gewiss, die Bildleute können auch MIT dieser Kritik bestens weiter existieren und bei mir benötigt man schon ein Fernglas, um zu erkennen, wie WEIT mir diese Presse am Mors vorbei geht, doch Jule sollte besser an ihren Texten pfeilen, als zumindest mich (wenn nicht tausende anderer Menschen auch) für zu dumm zu halten, selber zu entscheiden, was ich lese. Wenn sie ein Problem mit der Bild hat, soll sie es sagen, aber bitte der Bild.
@Dietmar
die Fragezeichen könnten auch Ausrufezeichen sein und unterstreichen nur meine Meinung, dass ich (hoffentlich) in einem Land lebe, in dem Menschen leben, die eben ihre Meinung NICHT aus der Bild haben.
Aber wenn Du Jule dazu brauchst, einen EIGENEN Standpunkt zu haben……………
@Rudi:
Nun bleib mal bitte sportlich. Das ist ein völlig haltloser, kindischer Vorwurf, und ich würde mich freuen, wenn du dich entscheiden könntest, hier auf halbwegs vernünftige Weise an der Diskussion teilzunehmen, oder gar nicht mehr.
@Muriel
Ich wüsste nicht, was daran unsportlich wäre, jemanden aus der ‚Reserve zu locken‘, der offensichtlich denkt, ich hätte ihn kritisiert siehe:
Ich reagiere allergisch auf Pauschalisierungen ohne inhaltliche Aussage…..
DAS könnte ich jetzt auch als unsportliche Anfeindung verstehen.
@Rudi: Dietmar hatte konkret eine Äußerung von dir kritisiert, meiner Meinung nach nicht unberechtigt, und jedenfalls mit inhaltlichem Bezug. Du darfst ihm da gerne widersprechen, auch scharf und polemisch, wenn du willst, ich bin da nicht so kleinlich.
Wenn du ihm aber daraufhin vorwirfst, auf jemand anderen angewiesen zu sein, um einen Standpunkt zu haben, ist das aus meiner Sicht fraktal daneben, zumal seine Äußerungen hier bisher eher das Gegenteil belegen.
…..Kindergarten…
@Rudi: So geht’s natürlich auch. Der Kommentar ist jetzt wieder so diffus, dass er unbeanstandet stehenbleiben kann.
EHRLICH?
Unbeanstandet……?!
Puh, da hab‘ ich jetzt aber nochmal Glück gehabt 😉
Bezüglich des Blogbeitrags:
Die von Muriel im Blogbeitrag geäußerte Kritik kann ich nachvollziehen. Zur Formulierung derselben wurde hier schon alles gesagt.
Durchaus etwas zu sagen gibt es zu den Kommentaren.
Da schreibt Muriel und scheint damit mmn eine Mehrheitsmeinung hier wiederzugeben:
cite=“Nur das Ganze als Akt der Zivilcourage darzustellen, ist natürlich albern.[…].“> und da kann ich ihm absolut nicht zu stimmen. Sich mit der Bild-Zeitung anzulegen ist, denke ich, mutig. Sicher, Frau Holofernes ist weniger von der Bild-Berichterstattung abhängig als manch anderer Prominente. Sicher, die Bildzeitung besitzt nicht mehr die Macht die sie mal hatte. Aber harmlos ist sie ganz gewiss nicht, dazu gibt es unzählige Beispiele etwa auf dem Bildblog nachzulesen.
Ich möchte hier nichts hochspielen oder übertreiben, aber ganz so trivial wie es hier dargestellt wird finde ich eine derartige öffentliche Stellungnahme gegen die Bild nicht.
gruß
@DimitriT: Ich glaube, da hast du mindestens ein bisschen Recht.
@Rudi: Ob wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen, der eine weitere Diskussion lohnt?
Du: „Soll jeder Mensch doch selber entscheiden, was er liest, oder?????????“
Ich: „Die Zahl der Fragezeichen ist ja nicht Geschmackssache, sondern soll wohl bedeuten, dass Du meinst, jeder solle selbst entscheiden, was er lese. Easy point. Das ist natürlich so.“
Du. „die Fragezeichen könnten auch Ausrufezeichen sein und unterstreichen nur meine Meinung, dass …“
Your point beeing?