Whoa. Also… Wie fange ich denn jetzt an?
Vielleicht mal ganz komisch (im Sinne von eigenartig): Viele meiner Leser glauben wahrscheinlich, dass ich eine sonderbare Faszination für Religion empfinde. Da ist natürlich auch was dran, aber es stimmt nicht so ganz. Was mich fasziniert, ist eigentlich allgemeiner bodenlose menschliche Dummheit, ihre Ursachen, ihre Folgen, und wie man sich davor schützen kann. Die findet man natürlich im religiösen Kontext sehr leicht, denn Religion ist ja im irgendwie auch nur organisierte Dummheit.
Aber man findet sie natürlich nicht nur dort, sondern auch woanders. Und gerade heute bin ich auf ein spektakuläres Beispiel gestoßen:
Vor Kurzem verlinkte Stefan Niggemeiner (PBUH!) einen Beitrag aus dem Blog des Comedy-Autors Ken Levine. Levine kritisierte darin einen Artikel von Roseanne Barr, in dem diese sich bitterlich darüber beklagt hatte, wie übel ihr die patriarchalische Gesellschaft mitgespielt hatte. Levine meinte:
This what she says, and I quote:
Und um mal bei diesem letzten Beispiel zu bleiben, denn den Rest kann ich nicht beurteilen: Wenn jemand im Ernst behauptet, alle männlichen Autoren hätten keinerlei Interesse daran, nett zu Frauen zu sein, dann ist das wirklich ein Grad von Blödsinn, der sich nur noch durch irgendeine mentale Dysfunktion erklären lässt.
Roseanne hat nun wiederum auf Levines Blogpost geantwortet und darin demonstriert, dass sie wirklich definitiv endgültig als nicht mehr satisfaktionsfähig betrachtet werden muss. Als jemand, der ihre Arbeit immer irgendwie geschätzt hat (Ich mochte sie nie, aber ich habe immer anerkannt, dass sie das wohl schon ganz gut machte.), finde ich das schon auch irgendwie bedrückend. Es scheint ja schon eine Weile so zu gehen, aber ich zumindest wusste nicht, dass die Dame dermaßen die Pfanne heiß hat. (Der Vergleich zu Alice Schwarzer drängt sich beinahe auf, aber ich will ausnahmsweise mal bei der Sache bleiben.
Auch die Schamlosigkeit, mit der ihre Kommentatoren sich an sie ranwanzen, könnte einen an die Grenze der Verzweiflung treiben, wenn man nicht schon lange wüsste, dass menschen eben in beide Richtungen vom Median des erwartbaren Verhaltens Außerordentliches leisten können:
fuck that piece of shit.
just a guy clinging desperately to a dying patriarchy-and another great reason for you Roseanne to always keep swinging the TRUTH as you Enlighten us w/ it
sounds like the guy is a douchey cuntface
Das sind nicht von mir ausgewählte besonder schlimme Beispiele. Das ist im Prinzip alles so. Es gibt nur eine einzige Person in den Kommentaren, die leise Kritik an Roseannes Kreuzzug andeutet, und die Hausherrin antwortet (mutmaßlich) persönlich darauf:
i don’t suffer lying hypocrites very well–but you can’t tell the difference between a lying hypocrite and a righteous crusader at all. […] please leave this place and don’t return.
Ich kann gut verstehen, wenn euch nicht ganz klar ist, warum ich darüber hier schreibe. Aber es beschäftigt mich halt irgendwie. Ich bin ein bisschen fassungslos, dass jemand, der doch eigentlich gut darin sollte, sich auf eine bestimmte vorteilhafte Art darzustellen, sich freiwillig und offenbar ohne jeden Selbstzweifel öffentlich lächerlich macht und hinter jeder noch so berechtigten Kritik nur noch den niederträchtigen Sexismus des Patriarchats zu erkennen glaubt.
Typisch Frau, oder?
„Typisch Frau, oder?“
Diesen Spruch hättest du dir jetzt wirklich sparen können. Darin kann ich nur niederträchtigen Sexismus erkennen.
@Guinan: Ja aber… Frauen sind doch nun mal so.
„Typisch Frau, oder?“
Diesen Spruch hättest du dir jetzt wirklich sparen können. Darin kann ich nur niederträchtigen Sexismus erkennen.
(wenn ich schon zu spät bin, spar ich mir wenigstens die Arbeit 😉 )
@madove: Das guttenbergen sei dir hiermit ausdrücklich erlaubt.
Apropos „typisch“: kann es sein, dass du an einem Wettbewerb um den längsten Titel eines Blogeintrags teilnimmst? (Besonders der Alice-Schwarzer-Link…) Interessant wäre mal ein Titel, der obendrein wesentlich länger ist als der eigentliche Artikel.
@Guinan Danke.
Kopiert werden ist ja immer auch irgendwie ein Kompliment…
Typisch Frau?
Die drei Frauen, die Levine in seiner Antwort-Antwort zitiert, haben dann doch anderes zu berichten.
Also, nein. Nicht typisch Frau. Eher typisch Paranoia.
Mein damaliger Reitlehrer sagte mal „Jede Frau wird so diskriminiert, wie sie es verdient.“
Hat er eigentlich Recht. 🙂
Religion ist ja im irgendwie auch nur organisierte Dummheit
Ich wuerde sagen:
organisierte
Religion ist ja im irgendwie auch nur organisierte Dummheit
@+olf+: Ich weiß nicht gnau, warum akismet deinen Kommentar eingefangen hat. Wahrscheinlich wegen des Links. Ich bitte jedenfalls um Entschuldigung.
An deinem Einwand ist was dran. Es hängt andererseits davon ab, was man unter „Religion“ versteht, und was unter „organisiert“.
Für mich gehört zum Begriff „Religion“ irgendeine Form von Organisation. Wenn jemand nur so für sich alleine Unfug glaubt, nennen wir das gemeinhin nicht Religion, denke ich. Den Begriff benutze ich erst, wenn irgendeine Form von Organisation dazukommt. Das muss nicht im Sinne eines offiziell anerkannten Zusammenschlusses von Personen sein. Es kann sich auch nur um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Glaubenssystem handeln.
Aber am Ende sind die Grenzen fließend, und mein Spruch oben war natürlich auch nicht als analytische Tatsachenbehauptung gedacht.
Ich verstehe Niggemeiers und Dein Interesse an dem Fall nicht wirklich. Bzw. weder daran, was ihn so besonders machen soll noch zu einem typischen Fall von durchgeknallter Gender-Paranoia. Ist die Welt nicht voller Menschen, die, so sie denn können, also Macht/Einfluß/Öffentlichkeit haben, jedes nur verfügbare Mittel zur Hand nehmen, um sich andere oder die Meinungen anderer untertan zu machen? Darunter Männer wie Frauen. Also nicht typisch Frau sondern typisch Hybris.