Gerade hat mir einer meiner Facebook-Freunde die Ethikbank empfohlen. Also, nicht nur mir, sondern allen. Ihr wisst ja, wie das geht. Und weil ich mir gleich dachte, hm, Ethikbank, das klingt ja, als wäre das eine total ethische Bank, das muss ja gut sein, habe ich mir die Sache mal näher angesehen.
Auch der Slogan ist einfach Klasse: „Faire Bank statt Bank affaire“. Wahnsinn, oder? Ist euch aufgefallen, was sie da gemacht haben? Faire, affaire? Verstehen Sie?
Auf der Homepage fällt zunächst ins Auge, dass es der Ethikbank offenbar um faires Geld geht. Das finde ich sehr erfreulich, denn das unfaire Geld meiner örtlichen Sparkasse hat sich in den letzten Monaten immer wieder als ein Hindernis bei der Abwicklung meines Alltags erwiesen. Die Ethikbank lohnte also offensichtlich eine nähere Untersuchung.
Im nächsten Schritt bemerkte ich etwas weiter unten links ein Banner zur „Steuer gegen Armut“ , und da begann meine Begeisterung schon spürbar nachzulassen. In mir regte sich der Verdacht, dass die Ethikbank in Bezug auf richtig und falsch etwa ähnlich steindumme, unreflektierte, moralinsaure Maßstäbe anwenden wie sie mich auch bei den Grünen so abstoßen. Kann doch gar nicht nicht sein, dachte ich mir, schließlich heißen die doch Ethikbank!
Also war ich mal einen Blick in die Langversion der Anlagekriterien – „für Gründliche“ stand da drüber, und das passte ja gut, hier wird schließlich ernsthafter, glasharter Journalismus betrieben bei überschaubare Relevanz. Nur. Immer. -, und irgendwie verfestigte sich dabei mein Eindruck, dass die Ethikbank ihre Vorstellungen von Ethik direkt aus dem Hinterteil von Claudia Roth bezieht.
Sicher, es ist nicht alles schlecht – wer kann das schon? -, aber im Großen und Ganzen herrscht da ein Grad von Borniertheit, der zwar für das Geschäft in Anbetracht der Zielgruppe vorteilhaft sein mag, den ich aber aus meiner Sicht nur als manifest unethisch bezeichnen kann.
Dies sind die Ausschlusskriterien der Ethikbank bei der Kreditvergabe an Unternehmen:
1. Herstellung oder Vertrieb von Militärwaffen 2. Besitz oder Betrieb von Atomkraftwerken 3. Gentechnische Veränderung von Pflanzen oder Saatgut 4. Herstellung oder Vertrieb von ozonzerstörenden Chemikalien 5. Beschäftigung von Kindern 6. Tierversuche bei Kosmetika 7. Eklatante Bestechungs- und Korruptionsfälle 8. Eklatante Verstöße im Umgang mit Menschenrechten
Was hier meiner Meinung nach nicht stimmt, ist die Einfachheit. Die Ethikbank versucht uns eine ganz einfache Lösung zu verkaufen. Sie versucht uns, einzureden, dass ethisches Verhalten eine ganz einfache Sache ist. Man muss sich nur an ein paar einfache Regeln halten, und schon handelt man einfach ethisch. Man stellt keine Waffen her, man beschäftigt keine Kinder, man besticht niemanden, Klappe zu, Affe frei und für immer geschützt vor Tierversuchen. Man führt eine Steuer ein, die „Steuer gegen Armut“ heißt, und, zack, hat man einfach was Gutes gegen Armut getan.
Ich finde leider gerade die Stelle nicht, aber ich glaube, ich habe hier im Blog schon mal irgendwo geschrieben, was mit solchen einfachen Antworten nicht stimmt: Sie sind meistens falsch. Die Welt ist nicht einfach. Sie ist kompliziert. Und deswegen ist es auch ein komplizierter Prozess, zu entscheiden, was gut ist, und was nicht, was falsch und was richtig.
Lasst mich an konkreten Beispielen erläutern, was ich meine: