Weiter als bis zu der Walbeobachtungsbootsfahrt bin ich in meinem ersten Reisebericht nicht gekommen, und jetzt wollen wir mal sehen, ob es mir beim zweiten Versuch gelingt, das Tempo ein bisschen vernünftiger zu gestalten. Ich vermute mal, eher nicht.
Als zweiter Programmpunkt stand an diesem Tag die Social Responsibility Tour auf dem Plan. Die Grootbos Foundation schützt nämlich nicht nur das Land, auf dem wir so angenehm gewohnt haben, sondern will auch den Leuten helfen, die weniger angenehm drumrum wohnen.
Dafür gibt es zwei Lehrstätten, die den Bewohnern der umliegenden Townships nicht nur den Umgang mit Pflanzen nahebringen, sondern auch allgemeine Bildung und wichtige Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Rechnen und den Umgang mit Computern. Gleichzeitig liefern die dann das Gemüse, die Eier und den dazugehörigen Bacon für die Küche der Grootbos Lodges.
Interessant fanden wir dabei übrigens, dass die Hühner dort in zwei getrennte, aber gleiche Gehege aufgeteilt sind.
Das hat aber völlig vernünftige Gründe, denn diese Hühner gehören zu unterschiedlichen Rassen und könnten deshalb niemals zusammen… Okay, jetzt noch mal ernsthaft: Die schwarzen Hühner oben links sind sehr aggressiv und dienen dazu, die anderen Hühner zu bewachen und die Hunde und angehenden Agrarökonomen zu alarmieren, wenn Raubtiere eindringen. Sie legen anscheinend keine verwertbaren Eier und brauchen angeblich wirklich ein eigenes Areal, weil sie die anderen sonst angreifen würden. Im Ernst. Ich schwöre. So hat ers uns erklärt.
Nach diesen Schulräumen und –gärten besuchten wir das zu Gansbaai gehörige Township selbst. Diese Townships sind ursprünglich als Wohnlager für die schwarzen Arbeiter außerhalb der Städte der Weißen entstanden. Nach und nach kamen dann auch andere Bewohner dazu, die gar nicht in den Städten arbeiteten. Wenn ich das richtig verstanden habe, versuchte die Polizei anfänglich ein paar Mal, diese Leute zu vertreiben, gab es aber irgendwann auf. So entwickelten sich aus den Townships mustergültige Slums. Unser Führer, der selbst dort aufgewachsen war, berichtete, dass die Menschen dort einander sehr gut kannten und eine eng verwobene Gemeinschaft bildeten, und dass deshalb weniger Kriminalität herrsche, als man ansonsten erwarten könnte. Er sagte aber andererseits auch, dass er nicht das Gefühl habe, dass sich durch die Abschaffung der gesetzlichen Apartheid viel verändert habe, und dass er derzeit befürchte, dass es eher wieder bergab ginge in Sachen Gleichberechtigung und Frieden. Die schwarzen und weißen Bürger lebten immer noch in verschiedenen Welten, und in letzter Zeit habe auch die Gewalt zugenommen. Gewalt haben wir während unseres Urlaubs nicht erlebt, aber der Rest deckt sich mit unserem Eindruck. Arme Menschen sind in Südafrika immer schwarz. In der ganzen Zeit hier haben wir keinen einzigen weißen Bettler gesehen, und umgekehrt merkt man auch, dass in Hotels, Restaurants und eben den Einrichtungen, mit denen man als Tourist in Berührung kommt, die Aufgaben ziemlich klar geteilt sind: Weiße sind Management, Schwarze machen die körperliche Arbeit. In einem mozambiquanischen (oder wie das heißt) Restaurant in Kapstadt setzte sich, als wir gerade gehen wollten, ein schwarzes Paar an einen Nachbartisch und wurden von der Kellnerin mit einem ziemlich barschen „Can I help you?“ begrüßt. Sie verschwanden dann zügig wieder, und wir sahen rat- und tatenlos zu, unsicher, was wir da gerade erlebt hatten.
Ich werde das Thema nicht weiter ausarbeiten, weil das hier ein Reisebericht ist, und kein sozialkritischer Essay, aber als vorläufiges Fazit auf Basis der unanfechtbaren Expertise, die ich durch ein paar Wochen hier erworben habe, würde ich auch sagen: Apartheid ist nicht mehr Gesetz, aber sie existiert noch.
Zum Schluss fuhren wir an den Strand zur Höhlenbesichtigung.
Das war interessant und wurde nachher sogar noch ein bisschen abenteuerlich,
gibt aber für euch nicht viel Erzählenswertes her.
Nach der Rückkehr in unsere Hütte blieb dann für uns nur ein kleiner Abendspaziergang durch das Reservat
und ein traumhaftes Dinner
Wird fortgesetzt. Und beim nächsten Mal schaffen wir es bis Kapstadt, großes Ehrenwort.
(PS: Wer die Referenz im Titel versteht und lustig findet, gewinnt ein original afrikanisches Mitbringsel, auf Wunsch von mir signiert.)
Paul Scofield als Sir Thomas More zu John Hurt als Sir Richard Rich in A Man for All Seasons: “Why Richard, it profits a man nothing to give his soul for the whole world… but for Wales?”
Jetz war der echt 6 Minuten schneller…
Wieder so schöne Fotos, ich krieg richtig Fernweh.
Erstes: Ich schätze, ca. 3 – 5 Minuten.
Letztes: So wird aus dir aber nie ein anständiger Foodblogger. Wo sind die Gänge 1 – 6?
Was ist das? Hoffentlich kein „Känguruhoden“ ? Ach nee, Spaß beiseite, Du bist ja nicht in Australien. 😉
@American Viewer und BadWolf: Ich bin erstaunt, dass dieser Film sich solcher Bekanntheit erfreut. Falls einer von euch es jetzt auch noch lustig fand und bereit ist, mir seine Adresse mitzuteilen, darf er sich auf ein schrecklich afrikanisches Mitbringsel freuen.
@Guinan: Erstes: Respekt.
Letztes: Ich habe irgendwann mal beschlossen, ein paar Dinge bewusst nicht ganz perfekt zu machen, um nicht vor lauter Vollkommenheit irgendwann in Rauch aufzugehen.
@Christina: Wir haben ihn trotzdem bestellt, aus Prinzip.
Der kam mal auf nem Sender mit uralt Filmen. Das Mitbringsel überlasse ich American Viewer, hatt er sich verdient.
@ Muriel:
Ach wirklich? War das in echt Känguruhoden auf dem Teller da? Ich hatte meinen Kommentar dazu jetzt eigentlich nicht wirklich ernst gemeint. Auf dem Bild das sieht doch eher nach einem süßen Dessert aus, mit Schokoladenkeks o. ä. 🙂
*insert Futurama Fry / Not Sure If X Meme*
@Muriel: Vorsichtig! Du weißt doch: Christina glaubt alles, was geschrieben steht, insbesondere, wenn es von einem weisen älteren Herren kommt, der sich mit Ernährung auseinandersetzt.
Und das, wo doch ein Neger an der Macht ist. Wie das? Negerdiskriminierung mit Apartheid gleichzusetzen ist natürlich Unfug. Genauso dämlich, wie zu behaupten, dass Frauen automatisch benachteiligt wären, nur weil weniger von ihnen die Chefetagen bevölkern.
Monetär betrachtet gibt es mindestens ein halbes Duzend gründe, warum die Armut von Negern dominiert wird. Pfründe und Beziehungen verschwinden schließlich nicht, nur weil man „ein paar Paragraphen von der Bettkante schubst.“
@ Dietmar:
Hm, und wer soll das sein?
Jean Pütz
@Muriel
Das ist doch ein Klassiker. Ich liebe alte Filme. Robert Shaw, Orson Welles und John Hurt in einem Film. Was will man mehr? Und Darsteller wie Paul Scofield spielten schon das Theaterstück. Das waren damals noch Schauspielkunst, Kino, Magie. Kein Vergleich zu heute.
Ich fand die Anspielung lustig. Das Mitbringsel ist eine schöne Idee, aber nichts für mich. Vielleicht will BadWolf ja doch noch.
@American Viewer: Ich bin vielleicht zu optimistisch, aber ich habe eher den Verdacht, dass es heute auch noch so tolles Zeug gibt, nur dass einem der Mist mehr ins Auge springt, solange er noch aktuell ist. Im Laufe der Zeit gerät der dann in Vergessenheit, weshalb es so aussieht, als hätten sie früher bessere Filme gemacht.
Da täuscht man sich aber leicht.
Erinnert sich zum Beispiel noch jemand an Star Wars, Alien oder Halloween?
Jaha.
Sollte dann doch noch irgendwann irgendwer Interesse an einem afrikanischen Gewinn haben: Ihr kennt ja meine Mail-Adresse. (Natürlich dürft ihr eure Anschrift auch gerne hier in die Kommentare schreiben, wenn ihr mögt, aber die andere Möglichkeit biete ich ausdrücklich auch an.)
Du magst Star Wars nicht?
In der Tat.
stopp, muriel, stopp!
du tust meiner (semantisch wertvollen) seele weh.
und du weißt nicht zufällig den namen der vögelauf bild 2? die mit den abgefahrenen nestern?
@malefue: Soll ich lieber darüber reden, wie doof ich Star Trek finde?
Egal.
Der Vogel heißt Village Weaver, wenn ich nicht sehr irre.
Zu Deutsch „Webervögel“
ah cool. danke vielmals.
ich geh dann mal weinen.
Ich bin dann auch mal wieder da. 🙂
Und lese die Reiseberichte mit Freude, und ein bißchen Neid. Und hätte wahrscheinlich genauso lang Wale gesucht wie Guinan, würde es aber nie zugeben.
@madove: Willkommen zurück. Können wir dann vielleicht bald in deinem Blog wieder was lesen?
Äh, ja. Ich muß da mal zu irgendeiner Art von funktionierendem Zustand (zurück-)finden.