Hanna Jacobs hat in der Zeit einen Aufruf an uns Atheist*innen geschrieben, und da fühl ich mich natürlich angesprochen. Ihr auch? Dann kommt doch mit hinter den Trennstrich, und sonst natürlich auch. Wird bestimmt lustig.
beginnt das Werk.
Ich habe nicht gelesen, was Valerie Schönian geschrieben hat, denn auch mein Sonntag ist endlich, aber ich würde gerne klarstellen: So stimmt das nicht. Ganz viele Atheist*innen halten Christ*innen keineswegs pauschal für verrückt. Ich zum Beispiel bin einer von denen. Nur so fürs Protokoll.
Frau Jacobs hat ihrerseits auch Verständnis für Atheist*innen
aber keins für Agnostiker*innen
Wie vielen Leuten, die irgendwas nicht verstehen können, möchte man ihr vorschlagen, dass sie ja mal mit Agnostiker*innen darüber reden könnte, die würden ihr dann vielleicht erklären, dass sie eine sehr merkwürdige Vorstellung von ihrer Position hat, falls sie sie denn wirklich hat und nicht nur so tut, wer weiß das schon? Aber auch darauf will ich nicht zu viel Zeit verwenden, ich bin ja schließlich selbst kein Fan dieser Gruppe.
Nun ist es aber – wen wunderts? – nicht nur so, dass Frau Jacobs eine nicht ganz akkurate Vorstellung von agnostischen Positionen zu Religion hat, sie hat sich auch mit dem Konzept Atheismus nicht so besonders intensiv befasst.
Das stimmt so nicht. Das ist eine Variante einer atheistischen Position. Die meiner Wahrnehmung nach inzwischen gängigere und auf jeden Fall weit verbreitete ist ist eher die, die Behauptung der theistischen Seite mangels Belegen zurückzuweisen, ohne zwingend selbst die Gegenthese zu vertreten.
Aber trotzdem redet Frau Jacob jedenfalls lieber mit Atheist*innen, und erklärt uns nun – das kann ja nur gut gehen -, wie diese argumentieren. Sehr süffisant weist sie darauf hin, dass sie von den Kreuzzügen und Hexenverbrennungen schon mal gehört hat, und ich kann das verstehen, zumal es ja auch wirklich nicht grundsätzlich ein Argument gegen die Existenz irgendwelcher göttlichen Wesen ist, und da verstehe ich schon, dass man darauf eine total crazy lustige Reaktion parat haben will wie:
Habt ihrs gemerkt? Da hat Frau Jacob sich jetzt – spaßeshalber – (Ich weiß auch nicht, was das heute mit den Stricheinwürfen ist, die schreiben sich gerade irgendwie von selbst.) selbst ein Bein gestellt, denn sie hat selbst nicht mehr von der Gottesfrage gesprochen, über die sie eigentlich reden will, sondern vom Kirchenaustritt, und da ist das bis heute fortdauernde schreiende Unrecht des kirchlichen Verhaltens durchaus ein Argument, aber egal, geschenkt, wie gesagt, für mich ist auch Sonntag, bleiben wir bei der Sache und kommen wir zu dem, was die Autorin eigentlich zu sagen hat, ganz nach der Maßgabe:
Schade natürlich, dass sie von ihm oder anderweitig offenbar nicht gelernt hat, das auch tatsächlich zu tun, aber immerhin.
Ääääähh ja gut egal wie gesagt auf zu den Stärken der Argumentation von Frau Jacob. Sicher kommen sie gleich.
Kann nicht mehr lange dauern.
Aber erst mal folgt ein länglicher Abschnitt darüber, dass es verschiedene Konfessionen gibt, und was soll ich sagen?
Gerne würde ich mir spaßeshalber fassungslos mit der Hand an die Stirn fassen und rufen: „Das wusste ich ja gar nicht!“
Aber im Ernst: Ich verstehe schon. Frau Jacob hat sicher schon oft erlebt, dass Atheist*innen da nicht differenzieren, und deswegen will sie uns bitten:
Dem bin ich ja sogar bereit, mich anzuschließen; nicht nur Christinnen gegenüber allerdings.
Najaaa… Ach egal. Wir wollten zu den Stärken.
Auch Menschen, die nicht an eine höhere Macht glauben, haben etwas, das ihnen heilig ist.
Sicher kommen sie bald.
Ja gut. Das ist natürlich wieder nicht ganz falsch, geb ich ja zu. Man muss natürlich, wie immer, wenn jemand sowas sagt, die Verhältnisse berücksichtigen. Es kommt drauf an. Klar, wenn jemand mir gegenübersitzt und vor dem Essen die Hände faltet, um zu beten, mein Gott, dann bin ich ein Arsch, wenn ich darauf aggressiv reagiere, schätze ich. Aber wenn jemand mir sagt, dass er Homosexualität als Sünde empfindet und der Meinung ist, dass Männer das Familienoberhaupt sein sollten, weil sein Gott das so will, dann ist es vielleicht immer noch konstruktiver, darauf freundlich und sachlich zu antworten. Aber Aggression und Zynismus sind durchaus gerechtfertigt, insbesondere, wenn ich vielleicht selbst unter diesem Mist leide.
Schwierig… Respekt ist einer dieser Begriffe, die gerne und viel benutzt werden, aber der Kommunikation nicht immer dienen, weil sie viel bedeuten können, von „mit grundsätzlichem Anstand behandeln“ bis hin zu „als Autorität anerkennen“, und dann gibt es auch noch einen Unterschied zwischen Respekt für Gläubige, einfach als Menschen, die man fair behandeln sollte, und Respekt für den Kram, den sie glauben. Wie gesagt. Als Faustregel geht das vielleicht sogar durch, aber es kommt schon drauf an. Manche Arten von Respekt sollten zwischen Menschen vielleicht selbstverständlich sein, vielleicht sogar Voraussetzungslos. Aber Ideen müssen ihn sich irgendwie verdienen, find ich.
Och … Für jemanden, der Differenzierung, Fairness und Respekt so wichtige Anliegen sind, macht Frau Jacob es sich im Umgang mit der Gegenposition oft arg leicht, findet ihr auch? Und bei der eigenen Seite differenziert sie auch nicht immer so, wie man gehofft hätte:
Nur bin ich keine linientreue Kirchensoldatin. Ich glaube, so etwas gibt es schon lange nicht mehr.
Starke Ansage. Der natürlich keinerlei Erläuterung oder Belege folgen. In einer Welt, in der jetzt gerade immer noch religiöse Kriege geführt werden, find ich dafür zum Beispiel in mir nicht besonders viel Respekt.
Und das auch nicht. Meint sie das ernst? Glaubt sie das wirklich? Hat sie darüber jemals mit Atheist*innen gesprochen? Kommt euch das auch so extrem abwegig vor wie mir? Und es wird noch wirrer:
Atheismus ist eine Überzeugung, Glauben ein Beziehungsgeschehen.
Mögt ihr diesen Spruch auch so gerne? Ich finde, da macht Frau Jacob es sich lei-
Naja doch. Wollte ich gerade eben machen, und ich sehe noch nicht, was dagegen spricht.
Hä?
Frau Jacob … Also. Frau Jacob. Ich … bedaure irgendwie, dass ich derjenige bin, von dem Sie das erfahren müssen, aber … Also … Kennen Sie den?
Bitte klären Sie diesen Punkt erst mal mit ihm und seinen Kolleg*innen, dann können wir weiter drüber reden, abgemacht?
Von den christlichen Kirchen fordern [Atheisten] Toleranz und den größtmöglichen Freiraum.
Diese Atheisten, hm? Das sind vielleicht welche! Und dann selbst aber nicht bereit, ihren eigenen Maßstäben gerecht zu werden,
Ist aber auch ein Ding… Da wollen diese Atheisten einerseits Toleranz und Freiraum, und wenn sie dann jemand fürs Tanzen bestrafen will, finden sie das auch wieder nicht gut. Genau mein Humor.
Genau! Man muss doch nicht immer gleich klagen, nur weil man vom Staat unfair behandelt wird. Verfassungswidrige Gesetze kann man doch auch mit Quid pro quo regeln, wie es sich in einer starken Zivilgesellschaft gehört, ne?
Aber egal. Wie gesagt, ich hatte ja eigentlich vor, mich auf die Stärken von Frau Jacobs Argumentation zu konzentrieren, und es ist mir ein bisschen peinlich, dass ich jetzt so viel Raum auf diesen Quatsch verwendet habe, einfach weil er lustig und ärgerlich war. Aber ich gelobe Besserung. Lasst uns also weiter lesen und dann ernsthaft über den differenzierten, starken Teil des Artik…
Oh.
Er ist schon zu Ende.
Schade.