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Donald Trump sagt ja nun eine Menge schlechtes Zeug. Gerade deshalb sind die verzweifelten Versuche der Medien, ihn um jeden Preis schlecht dastehen zu lassen, manchmal ein bisschen beschämend mitanzusehen. Irgendwer hat kürzlich auf Twitter sehr treffend gesagt, dass unser ganzes System des politischen Diskurses nur auf Skandale und Lapsus ausgerichtet ist, statt auf Inhalte, aber ich finde den Tweet nicht wieder, weil Twitter halt. Aber darum soll es hier sowieso eigentlich gar nicht gehen, sondern um einen anderen Aspekt der ganzen Sache, den ich schon lange faszinierend finde, aber diesmal ganz besonders.
In den Wahlkämpfen um die US-amerikanische Präsidentschaft geht es ja des Öfteren mal explizit darum, wer wohl das Format hat, mit der enormen Verantwortung umzugehen, über den Einsatz nuklearer Waffen entscheiden zu dürfen. Der berühmte Anruf mitten in der Nacht, ihr kennt das. Diesmal war es Hilary Clinton, die meinte, damit etwas erreichen zu können:
Sie hat damit unzweifelhaft recht. Aber andererseits hat sie nur einen Ausschnitt davon, denn ganz umfassend richtig müsste man doch unzweifelhaft sagen: Wir können überhaupt keiner einzelnen Person eine solche Entscheidungsbefugnis anvertrauen. Der Spiegel schildert in dem zitierten Artikel den Ablauf so:
Und eine kurze oberflächliche Recherche vermittelt mir den Eindruck, dass das ungefähr so stimmt. (Und, das tut hier nicht so viel zur Sache, aber findet noch jemand, dass „präventiver Gegenschlag“ ein merkwürdiges Konzept ist?)
Und jetzt mal ganz unabhängig davon, ob diese Person nun George Bush, Barack Obama, Hilary Clinton, Donald Trump oder Muriel Silberstreif heißt: Das ist doch eine evident unvernünftige Regelung. Das gehört doch dringend überarbeitet. Ich würde behaupten, dass es auch früher schon ein blödsinniges System war, als der Kalte Krieg noch der Kalte Krieg war, aber heute geht das doch nun wirklich eindeutig nicht so.
Menschen sind generell sehr fehleranfällig, und natürlich gibt es kein System, das uns zuverlässig davor schützt. Aber einer einzelnen Person, die wie wir alle jederzeit aus den verschiedensten Gründen zeitweise mal nicht in der Lage sein kann, klar zu denken, eine so gewaltige Verantwortung zuzutrauen, ist einfach schwachsinnig. Man kann sicherlich darauf hoffen, dass die ausführenden Personen von der Trägerin des Koffers über den Verteidigungsminister zu den Soldaten eventuell die Befehle eines erkennbar geistig beeinträchtigten Präsidenten verweigern würden, aber gerade wenn das unsere Hoffnung sein soll, wäre es doch fein, dafür ein System einzurichten, das diesen Leuten Richtlinien an die Hand gibt, oder Wasweißich, sowas wie einen Richtervorbehalt? Womöglich gibt es sogar eins, das aber auch irgendwie geheim ist, aber das ist dann ja aus offensichtlichen Gründen auch keine Antwort. Man müsste mehr über die (streng geheimen) Einzelheiten wissen, um einen sinnvollen konkreten Vorschlag zu machen, aber „Diese eine Person hat die Entscheidung in der Hand, ob die Welt untergeht, und niemand darf ihr da reinreden“ hielte ich nicht mal für eine gute Idee, wenn ich selbst diese Person wäre. Oder was meint ihr?
2. Homöopathie
Die FAZ hat sich mal wieder gedacht, dass Berichterstattung nicht ausgewogen sein kann, wenn man nicht beide Seiten gezeigt hat:
Und ich will sogleich zugeben, dass ich mich zeitlich damit überfordert fühle, im Einzelnen darzulegen, wo jeweils die Probleme dieser zahlreichen Studien im Einzelnen liegen und warum sie in ihrer Gesamtheit diesen Schluss nicht zulassen. Knapp zusammengefasst findet ihr dazu hier zum Beispiel ein bisschen was, und hier ein bisschen was mehr. Aber ich finde, es reicht schon, zu wissen, was Homöopathie ist. Und ich erlebe immer wieder erstaunlich oft Leute, die das nicht wissen. Die glauben, dass homöopathische Mittel sich dadurch auszeichnen, dass sie halt sanft sind, oder natürlich, oder sowas.
Homöopathie ist aber was Anderes. Sie basiert knapp zusammengefasst auf zwei Ideen:
a) Was bei Gesunden eine Krankheit auslöst, heilt ebendiese bei Kranken.
b) Je mehr ein Wirkstoff verdünnt wird, desto wirksamer wird er.
Und beide Prinzipien verstoßen gegen so ziemlich alles, was Medizin, Chemie und Physik über das Funktionieren unserer Welt wissen. Auch Homöopathen haben kein tragfähiges Modell zu bieten, das erklärt, wie das sein könnte. Sie glauben es einfach. Ohne guten Grund. Und wenn man sie fragt, dann antworten sie sowas wie Frau Bajic auf ihrer Homepage:
Und so funktioniert Wissenschaft nun mal nicht. Ich kann mir nicht einfach irgendeinen Kokolores frei ausdenken und dann fröhlich loslaufen und Experimente an kranken Menschen ausführen. Ich brauche zunächst mal eine Grundlage, eine Basis für die Annahme, dass da sowas wie eine medizinische Wirkung sein könnte. Solange das fehlt, sind Studien Zeitverschwendung. Trotzdem haben wir sie im Fall von Homöopathie in großer Zahl durchgeführt, und wenn man die Datenlage betrachtet, zeigt sie wenig überraschend keinen Beleg für eine über den Placebo-Effekt hinausgehende Wirkung. Wenn nun die FAZ trotzdem jemanden unkommentiert etwas anderes behaupten lässt, und zwar eine Person, auf deren Homepage wir den atemberaubend dreisten Hinweis finden:
dann ist das in meinen Augen verantwortungslos, weil diese Sätze schon zeigen, dass Frau Bajic offenbar entweder nicht in der Lage oder nicht bereit ist, den Stand der Forschung in dieser Sache aufrichtig darzustellen. Sie ist damit eher keine geeignete Repräsentantin einer satisfaktionsfähigen Position in einer öffentlichen Debatte. Es gibt Fragen, bei denen nicht zwei Seiten mehr oder weniger gleichauf um die Wahrheit streiten, und wenn ein Medium dann aber suggeriert, es wäre doch so, dann täuscht es seine Kundinnen und Kunden. Ich stelle doch auch nicht gleichberechtigt einen Gastbeitrag von einem Staatsanwalt, der erklärt, dass Ladendiebstahl strafbar ist, neben den von einem Ladendieb, der erfreut berichtet, dass er jetzt schon fünfmal nicht erwischt wurde und die Praxis deshalb echt empfehlen kann. Oder wie seht ihr das?