Nein. Nein, so ist das gar nicht. Ihr schätzt das völlig falsch ein. Mein Entschluss, an Fellmonsters Projekt 52 Bücher teilzunehmen, hat nichts damit zu tun, dass Guinan mich in ihrem Beitrag dazu empfohlen hat. So eitel bin ich nicht. Ihr tut mir Unrecht.
Es liegt ausschließlich daran, dass mir gerade nichts Besseres einfällt.
Und daran, dass mir das aktuelle Motto, so mitteleinfallsreich es sein mag, sehr zupass kommt, denn
ich lese zurzeit
ein sehr, sehr empfehlenswertes Buch, dem ich lange Zeit Unrecht getan habe, einfach nur, weil ich dazu neige, vorschnell zu urteilen.
Es ist jetzt rund zweieinviertel Jahre her, dass ich über den Film schrieb:
[…]
Ich hatte damals den Eindruck gewonnen, dass das Buch eher düsterer und anstrengender ist als der Film, und weil ich den schon reichlich anstrengend fand, entschied ich mich dagegen, das Buch zu lesen. Ich mag so Kopfschmerzliteratur nicht, die nicht unterhält, sondern nur belastet. Nennt mich oberflächlich, ich hab’s verdient.
Aber dann kürzlich erwähnte die wundervolle Maven of the Eventide in einer ihrer Reviews beiläufig, dass es einer der besten Vampirromane aller Zeiten sei, und weil ich ihrem Urteil vertraue wie keinem sonst ich gerade sowieso auf der Suche nach einem vielversprechenden Buch war und der Film mich erwartungsgemäß wirklich nicht losgelassen hat und, wie das bei solchen Filmen oft ist, im Laufe der Zeit in meiner Erinnerung immer besser geworden war, entschied ich mich um und holte mir das Buch.
Im Gegensatz zum Film lese ich es nicht im schwedischen Original mit Untertiteln, sondern einfach auf englisch, weil hat sich so ergeben, und ich habe es jetzt ungefähr zu einem Viertel durch und bin begeistert. Ganz viel. Wo der Film oft sehr schwergängig und langweilig ist, ist es das Buch nie, und wo der Film nach meiner Erinnerung viele der schwierigen Themen des Buches ausgelassen oder nur angedeutet hat (Pädophilie und Inkontinenz, zum Beispiel), spricht das Buch sie direkt an, und schafft es dabei trotzdem, noch wesentlich unterhaltsamer und leichter daherzukommen als der Film, was natürlich nicht heißt, dass ich es für Leute empfehlen würde, die auf solche Themen empfindlich reagieren. Es ist schon ernst. Aber klug, und wer ernste Themen klug behandelt, kann dabei einfach nicht ganz ernst bleiben. Das ist John Ajvide Lindqvist bisher unfassbar gut gelungen, ebenso wie die überzeugende Schilderung der Perspektive eines zwölfjährigen Jungen, und überhaupt alles. Wenn es so weitergeht, dann könnte es passieren, dass ich mein Top-Buch 2013 schon im Januar zu Ende lese.
Kapitales Ding. Unbedingte Empfehlung, ausdrücklich nicht nur für die Freunde von Vampirgeschichten. Losgehen, kaufen. Jetzt. Sofort. Was macht ihr noch hier?