iolanthe schrieb zu meinem letzten Beitrag, dass sie meine politischen und religiösen Artikel fast ein bisschen langweilig finde, weil sie allermeistens meiner Meinung sei.
Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen.
Glücklicherweise hat Blogpastor Barnabas mich gerade in einer Diskussion über Marktwirtschaft und individuelle Freiheit gefragt, was ich eigentlich von Sklaverei halte. Aus meiner Philosophie würde sich doch ganz konsequent deren Wiedereinführung ergeben. Ich habe das natürlich erst einmal als polemische Unfreundlichkeit aufgenommen und mich ein bisschen darüber amüsiert, dass er meine Gegenfrage, wie man als Christ gegen Sklaverei sein könne, nicht beantworten mochte. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto interessanter erscheint mir die Frage. Voilà ein (wirtschafts)politischer religiös angehauchter Beitrag, wie man ihn sich kontroverser doch kaum wünschen kann.
Also los: Zuerst mal wäre natürlich zu klären, was wir unter Sklaverei verstehen wollen. Ich kann sofort sagen, dass ich sie in ihrer umfassenden klassischen Bedeutung nicht akzeptieren kann, denn kein Mensch hat das Recht, einen anderen gegen dessen Willen zu versklaven. Aber wie sieht es aus, wenn es sich um eine Vereinbarung in gegenseitigem Einverständnis handelt? Wenn, zum Beispiel, ich zu einem sehr reichen Mann gehe und ihm anbiete, dass ich für den Rest meines Lebens komplett ihm gehören will, wenn er meiner Tochter/Freundin/Mutter/istjaegal dafür zehn Millionen Euro zahlt. (Mir das Geld zu geben, wäre natürlich witzlos, denn ich kann dann ja nichts mehr damit anfangen.) Ich weiß zwar nicht, was dieser reiche Mann davon hätte, aber wir führen das Gedankenexperiment unbeirrt fort und nehmen an, es käme ein Vertrag zustande, den wir beide unterzeichnen. Er zahlt, Keoni jubelt und fliegt zu ihrer neuen Villa auf den Cayman-Inseln, und ich ziehe in meine neue Bambushütte auf der Plantage.
Habe ich damit ein Problem? Nein, ich glaube nicht. Zu individueller Freiheit gehört für mich auch Vertragsfreiheit, und die funktioniert nur dann richtig, wenn sie die Vollstreckung von Vereinbarungen auch dann einschließt, wenn eine der Parteien hinterher nicht mehr will.
Ich denke zwar, dass ein Rechtsstaat da irgendwo im Bereich des Strafrechts eine Grenze einziehen muss, aber ich bin nicht sicher, wo die liegen sollte. Kann ich meinem Sklavenhalter vertraglich zusagen, dass er mich prügeln darf (Übrigens eine Praxis, gegen die die Bibel auch nichts einzuwenden hätte, aber das gehört hier nicht hin.)? Kann ich mich verbindlich meines Rechts auf Leben entledigen? Ich könnte mir beides vorstellen, solange die Beweislage klar ist und fest steht, dass ich die Vereinbarung freiwillig eingegangen bin. Schluss ist natürlich bei der nächsten Generation. Meine Kinder kann ich nicht verkaufen, denn sie sind nicht mein Eigentum. (Das sieht die Bibel übrigens anders, aber… Lassen wir das.) Aber ansonsten: Nur zu.
So, da haben wir es also: Ich bin für Sklaverei. Was meint ihr? Kontrovers genug?