Spiegel.de hat ein pro&kontra veröffentlicht, immerhin nicht zur Frage, ob man ertrinkenden Menschen helfen oder es lieber lassen sollte, aber vom Niveau her ist es nicht weit weg. Vor allem das kontra natürlich, das pro hab ich wieder nicht gelesen. Vielleicht wird das jetzt mein USP, in Zukunft.
Christian Montag hält es nicht aus.
13. Mai 2018Spiegel Online deckt mal wieder schonungslos einen besorgniserregenden Trend auf:
Stellt euch das nur mal vor!
(Mit dem sicherlich völlig irrelevanten Detail, dass im verlinkten Artikel steht:
wollen wir uns nicht weiter aufhalten. Dass Spiegel zu seinen Lesenden nicht aufrichtig ist, wissen wir ja eh alle.)
Spiegel Online hat deshalb den Psychologen Christien Montag gefragt, und ich will euch keine Angst machen, aber der Experte sagt dazu:
Ich kann mir vorstellen, dass es in Deutschland ähnlich kommen wird.
ER KANN ES SICH VORSTELLEN!!!!
Habt ihr euch wieder beruhigt? Nein? Okay. Dann geb ich euch noch ein paar Minuten.
Quis aggravat ipsos aggravantes?
28. Juli 2016Man kann die folgende Geschichte mit guten Gründen egal finden. Aber ich finde sie zumindest ein bisschen ulkig und außerdem auch vage enttäuschend, deshalb möchte ich sie mit euch teilen. Die Geschichte geht so:
Vor ein paar Monaten kündigte Stefan Niggemeiner an, in Kooperation mit Boris Rosenkranz eine neue Seite aufzuschlagen, und diese Seite sollte übermedien heißen und kritisch, unterhaltend und unabhängig über Medien berichten. Wie man das halt kennt von Stefan Niggemeier. Ich war auch von Anfang an als Fan und mit kurzen Unterbrechungen als Abonnent dabei. Wie die Unterbrechungen schon ahnen lassen, gefiels mir nicht immer. Das lag nie an den beiden Gründern, sondern daran, dass mir einige der Beiträge von anderen Autor(inn)en so missfielen, dass ich mich zeitweise wohler damit fühlte, ihre Arbeit nicht mehr finanziell zu unterstützen. Jetzt gerade bin ich aber wieder Abonnent und durchaus regelmäßig begeistert von den Texten, die mir dort kredenzt werden.
Aber manchmal ist übermedien auch komisch. Zum Beispiel: Am 6. April 2016 erschien ein wie üblich sehr gelungener Beitrag vom Meister selbst, in dem es darum ging, wie schade es ist, dass die Süddeutsche Zeitung nach ihren Panama-Pampers-Berichten die daraufhin erschollene Kritik weitgehend ignorierte.
Und ich dachte, ja, genau, bloß gut, dass es im Internet so Formate mit Kommentaren gibt, in denen man dann wirklich über Sachen diskutieren… Moment. Und ich schrieb:
Mein Kommentar verlinkte als Beispiel auf diesen Beitrag von Marie Meimberg (Offenlegung: deren Beiträge der Grund waren, aus dem ich zeitweise mein Abonnement gekündigt hatte), unter dem sich einige nicht offensichtlich abwegige Kritik fand, aber keinerlei Reaktion von Seiten der Autorin oder eines anderen übermedien-Repräsentanten. Ich hätte sicher auch andere Beispiele wählen können, aber ich hab nun diesen genommen (Offenlegung: sicher auch, weil mir Marie Meimbergs Beiträge einfach massiv auf den Geist gingen). Als Antwort auf meine Frage erhielt ich: keinerlei Reaktion von Seiten des Autors oder eines anderen übermedien-Repräsentanten. Na gut. Ich fand das zwar ganz lustig, dass ausgerechnet unter so einem Artikel so eine Frage so ein Schweigen erntet, vergaß die Sache dann aber irgendwann weitgehend (Offenlegung: möglicherweise auch aus Erleichterung darüber, dass die Beiträge von Marie Meimberg wenig später aufhörten).
Bis vor Kurzem dieses Interview hier meine Neugier weckte, dem zur Überschrift ein Zitat aus dem Interview dient, das allerdings im Interview etwas anders lautet als in der Überschrift. Nicht sinnentstellend oder sonstwie irreführend, einfach nur eine etwas andere Reihenfolge der Wörter. Und ich schrob:
Und erhielt keine Antwort. Das erinnerte mich an meine andere, mutmaßlich etwas interessantere Frage, und ich nutzte die Gelegenheit, sie zu wiederholen:
Spätestens hier wäre mir wichtig zu erwähnen, dass ich es gar nicht weiter schlimm finde, wenn jemand manche Kommentare unter seinem Blog ignoriert. Ich mach das sogar auch. Aber ich finde erstens, dass eine Medienkritik-Seite, die Medien dafür kritisiert, dass sie Kritik ignorieren, vielleicht ein System haben sollte, wie sie mit Kritik umgeht, und das auch irgendwie offenlegen. „Hey tut uns leid, wir müssen alle auch von irgendwas leben und haben einfach keine Zeit“ würde ich sogar akzeptieren. Aber, ihr ahnt es vielleicht…
*räusper, unsicher umguck* Hallo?
Soll ich dann das Licht ausmachen, wenn ich gehe…?
Nun ist das ja verständlich, irgendwie. Wer keine Zeit hat, hat nun mal keine Zeit, vielleicht nicht mal, um zu schreiben, dass er keine Zeit hat. Ist okay. Aber da war noch was, was ich weniger verständlich finde. Dieses Interview ist nämlich nicht nur auf übermedien erschienen, sondern auch bei spiegel.de. Gegen Geld. Im Rahmen einer Kooperation. Was jemanden bei Twitter zu der Frage führte:
@kuehnalex@DerSPIEGEL Aber war nicht mal angedacht, dass das ganz unabhängig bleibt? Oder waren Partnerschaften angestrebt @niggi ?
— Alexander Krützfeldt (@paulk3mp) 25. Juli 2016
@paulk3mp erhielt sogar eine Antwort auf diese Frage, nämlich:
.@paulk3mp Es bleibt ganz unabhängig. Wir verkaufen nur Artikel von uns an andere Medien weiter. @kuehnalex@DerSPIEGEL
— Stefan Niggemeier (@niggi) 25. Juli 2016
Und das fand ich dann doch sehr eigenartig. Klarstellung: Mich stört die Kooperation nicht. Ich traue Stefan Niggemeier eigentlich bedenkenlos zu, sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Ich sehe ein, dass man ehrenwerte Projekte halt irgendwie finanzieren muss. Aber mich stört, wie das alles gelaufen ist. Die Kooperation wurde auf übermedien selbst nirgends erwähnt oder thematisiert, und Stefan Niggemeier schreibt als Antwort auf eine gezielte Nachfrage ganz ernsthaft, dass er keinerlei Zusammenhang zwischen der Unabhängigkeit einer medienkritischen Website und der (zumindest unter anderem) monetär motivierten Kooperation mit einem wichtigen Medium sieht. Er findet, man ist gegenüber zahlenden Kunden „ganz unabhängig“, zumindest, wenn man übermedien ist. Keine Ahnung, ob er das verallgemeinern würde. Ich habe mich deshalb dazu durchgerungen, weiter den nervigen Streber zu machen – ja gut, dafür muss ich mich nicht besonders anstrengen, zugegeben – und habe nachgehakt, woraufhin er antwortete:
@ueberschaubar Hilft das hier ein bisschen? https://t.co/EldlJnZKBB
— Stefan Niggemeier (@niggi) 26. Juli 2016
Der Link führt zu einem Interview, in dem Boris Rosenkranz erklärt, dass sie nicht genug Abonnenten haben, das Projekt sich noch nicht trägt, und solche Kooperationen oder auch Werbung sich deshalb als sinnvolle Möglichkeiten zur ergänzenden Finanzierung anbieten. Auf gezielte Nachfrage antwortet er:
Es ändert sich ja nichts. Wir bleiben weiter unabhängig und produzieren unsere Inhalte.
Und jetzt kommt halt der Punkt, an dem ich finde, dass die beiden in Anbetracht ihrer selbst gewählten Aufgabe entweder einen bemerkenswerten Mangel an Problembewusstsein demonstrieren oder sogar ihr Publikum verschaukeln. Ein ausgesprochen kluger, dabei aber auch sympathischer und auffällig gutaussehender Kommentator schrieb dazu auf Twitter:
@niggi Ein bisschen. Aber im Kern ist es doch so, dass ihr ein (meinetwegen kleines) Stück Unabhängigkeit aufgebt und das aber okay findet.
— Muriel Silberstreif (@ueberschaubar) 26. Juli 2016
@niggi Ich find es auch okay, aber was ich nicht okay fände, wäre, so zu tun, als wäre es nicht so.
— Muriel Silberstreif (@ueberschaubar) 26. Juli 2016
Ihr dürft jetzt raten, was die Antwort war.
Das sensationelle Interview mit einem verrückten Reformerpapst. Oder so.
20. September 2013Kann jemand mir erklären, wo diese Begeisterung für den aktuellen Papst herkommt? Ich fand die Jungs ja an und für sich immer schon persönlich sympathisch, aber inhaltlich inakzeptabel, und ich kann da beim besten Willen keinen grundlegenden Unterschied zwischen den drei letzten sehen.
Man kann sich drehen wie man will, der Arsch bleibt immer hinten.
7. Januar 2013Es ist ein bisschen schwierig, Seriosität zu bewahren bei dem Versuch, darüber zu berichten, dass man es nicht statthaft hält, über ein bestimmtes Thema zu berichten. Ich habe in dieser Hinsicht zwar nicht viel zu verlieren, aber über die Trennung der Wulffs hätte ich aufgrund der monumentalen Egalheit der ganzen Geschichte wahrscheinlich trotzdem geschwiegen, hätte ich da nicht zufällig bei Spiegel Online diesen bemerkenswerten Beitrag Stefan Kuzmanys gelesen, der von dem putzigen kleinen Spruch da oben offenbar noch nicht gehört hat. Er beginnt durchaus vielversprechend:
Darauf folgt sogar noch ein ganzer Absatz, in dem Kuzmany uns erklärt, warum es uns nichts angeht. Und dann beginnt natürlich das unvermeidliche Aber, seinen unheilvollen Schatten über Kuzmanys bis hierhin noch durchaus zustimmungsfähige Argumentation zu werfen:
Dann bin ich wohl Geschichtsrelativist.
4. Dezember 2012Spiegel Online berichtet über Tuvia Tenenbom und sein Buch „Allein unter Deutschen. Eine Entdeckungsreise.“ Da geht es um Antisemitismus in Deutschland, und ich halte das für eine gute Gelegenheit, mal wieder über dieses Thema zu sprechen, denn da fehlt mir anscheinend noch die eine oder andere Einsicht, und vielleicht könnt ihr mir dabei helfen. Fangen wir mal an.
Da lacht das Web
27. September 2011Habt ihr auch so einen nervigen Freund, der euch nicht nur dauernd vom neuesten Trend erzählt, sondern dazu auch noch ausführlich erklärt, was daran so besonders edgy, funky und tubular ist? Ich nicht, aber ich habe auch sowieso kaum Freunde… Egal. Jedenfalls sieht Spiegel Online diese Strategie anscheinend als den Weg in die Zukunft für ein traditionsreiches Nachrichtenmagazin. Oder jemand dort in der Redaktion hat einfach nur entdeckt, dass es Witze auf Twitter gibt und hatte dringend noch ein paar Zeilen zu füllen.
Die beiden am häufigsten, in verschiedenen Varianten per Twitter verbreiteten Witze gehen so:
Nanu, fragt ihr euch, was ist das denn? Fürchtet euch nicht, denn Spiegel Online hat die Antwort:
Die Surfer. Ja… Und warum? wollt ihr jetzt vielleicht wissen. Was ist denn daran komisch? Nun…
Verstehen Sie? Verstehen Sie? Crazy, diese Surfer… Oder? Oder?
Und ihr ahnt es wahrscheinlich schon, diese verrückten Twitter-Nutzer treiben es natürlich immer weiter.
Wer Spiegel Online nicht kennt, erwartet vielleicht, dass da irgendwann noch mehr kommt. Der denkt womöglich, dass das doch unmöglich alles sein kann, dass da einfach nur identischer Witz an identischen Witz gereiht wird, mit An- und Abmoderationsbrocken dazwischen, auf die Fritz Egner zu besten „Die witzigsten Werbespots der Welt“-Zeiten stolz gewesen wäre. Der irrt natürlich.
Wie aus einem Monty-Python-Sketch wirken folgende zwei Sätze:
[Ich lasse die Witze von jetzt an weg, die könnt ihr euch selbst dazu denken, falls sie euch interessieren. Das Prinzip habt ihr ja hoffentlich verstanden.]
Mittlerweile scheint das Phänomen manchen sogar mächtig zu nerven:
[…]
Stefan Niggemeier fragt sich ja gelegentlich, ob bei den Online-Portalen der deutschen Zeitungen und Nachrichtenmagazine noch Menschen arbeiten. Ich denke, die Frage ist damit beantwortet. Die Maschinen, die ich kenne, wären sich für sowas jedenfalls zu schade.