Das ist einer dieser Posts, die keinem hehreren Ziel dienen, als meine Fassungslosigkeit darüber auszudrücken, was für Menschen es gibt.
An der Penn State hat also ein Assistant Coach des Football-Teams Kinder vergewaltigt. Okay. Traurig, aber dass sowas passiert, wissen wir schon lange, und wenn wir ehrlich sind, wissen wir auch, dass es nicht nur die Domäne katholischer Priester ist.
Aber das war natürlich nicht alles. Leute haben davon gewusst. Jemand hat eine solche Vergewaltigung beobachtet.
Und niemand hat die Polizei informiert. In all den Jahren hat keiner der Beteiligten es für nötig gehalten, die Polizei zu informieren. Und das begreife ich schon nicht. Wie kann das sein? Was muss man denn für ein Mensch sein, um einen Trainer dabei zu beobachten, wie er mit einem Kind Analsex hat, und dann zu denken: „Hm… Schon komisch, aber geht mich wohl nichts an.“ oder „Jungejunge, da stimmt was nicht. Ich sollte den Coach fragen, was ich machen soll.“?
Aber das war immer noch nicht alles. Es geht noch weiter:
Der Head Coach Joe Paterno, der von der Vergewaltigung wusste und nichts weiter tat als seinen Vorgesetzten zu informieren, wurde entlassen. Und zahlreiche Studenten haben nun dagegen protestiert:
Ja, genau. Sie wollen den Trainer zurück haben, der (praktisch) nichts gegen die Vergewaltigung von Kindern unternommen hat. Sie wollen, dass für ihr Footballteam wieder jemand verantwortlich ist, der Kindesmissbrauch unterstützt.
Fällt jemandem dazu noch was ein? Mir eigentlich nicht. Aber vielleicht erwartet der eine oder andere von mir, dass ich kurz noch eine Verbindung ziehe zur katholischen Kirche.
Es läge nahe, dass der eine oder andere Apologet nun dieses Beispiel aufgreift und sagt: Da, seht, es hat nichts mit Religion zu tun, sowas passiert auch woanders.
Und er hätte im Wortsinne Recht. Niemand, der bei Verstand ist, würde behaupten, dass Pädophilie und Vergewaltigung von Kindern eine exklusive Errungenschaft der Katholiken ist. Aber mit dem, worauf er implizit hinauswill, hätte er Unrecht.
Die Tat an sich ist wahrscheinlich niemandem außer dem Täter vorzuwerfen, wie immer. Und der hat es nicht getan, weil er Katholik ist, oder weil er Assistant Coach ist, sondern weil er pädophil und (Das ist nicht das Gleiche.) ein kriminelles Arschloch ist. Aber es gibt Rahmenbedingungen, die solche Taten offenkundig begünstigen und ein Milieu schaffen, in dem ein solcher Mensch über Jahre Kinder vergewaltigen kann, ohne dass jemand sich großartig darum kümmert. Zu diesen Rahmenbedingungen gehört die Errichtung einer strikten Hierarchie und unanfechtbarer Autoritäten (Kirche: Check; Football-Teams: Check), aber auch die Überhöhung von Gemeinschaft und Teamgeist im Sinne eines „Wir hier drinnen sind besser als die da draußen, und wir halten um jedem Preis zusammen.“ (Kirche: Check, Football-Teams: Check) sowie auch die Anbetung einer religiös verklärten Ikone, die zum einzigen Sinn des Lebens erhoben und über jeden anderen menschlichen Belang gestellt wird (Kirche: Check, Football-Teams: Check).
Natürlich sind nicht alle drei Bedingungen erforderlich, und natürlich geht es auch ganz ohne, aber mit geht es eben wesentlich leichter. Die Hierarchie entbindet von der Notwendigkeit, selbst zu entscheiden, und von jeder Verantwortung. Das überzogene Gemeinschaftsgefühl hält einen davon ab, „einen von uns“ an „die da draußen“ zu verraten. Und die blödsinnige Ikone ist eben so wichtig, dass man sogar zusieht, wie Kinder vergewaltigt werden, um Schaden von ihr abzuwenden. Soweit mein Erklärungsmodell. Ich muss zugeben, dass ich es nicht besonders gut empirisch unterfüttern kann, halte es aber für evident plausibel genug, um es vorläufig mal an die Öffentlichkeit zu tragen und mich zu erkundigen, was ihr so davon haltet.
Unabhängig davon gilt natürlich in jedem Fall: